Jäger unter uns?
Haben Sie diesen Link angeklickt, weil auch Ihr Hund zu denen gehört, die das Jagen einfach nicht lassen können? Es ärgert Sie, es macht Ihnen Sorgen? Ihr sonst so gut erzogener Hund geht plötzlich seine eigenen Wege und ignoriert die verzweifelten Rufe und Pfiffe seines Herrchens. Es gibt zig Hundehalter, denen es genauso ergeht wie Ihnen.
Zu allererst möchte wir Ihnen erklären, warum Ihr Hund das Jagen so toll findet.
Es ist die Genetik. Der Hund wurde für die Jagd gezüchtet. Schon die alten Ägypter züchteten Hunde rein weg für die Jagd! Jahrhunderte wurde der Hund als Nutztier gesehen, der dem Menschen diente und ein Überleben ermöglichte.
Ihr jagender Hund zeigt also ein ganz natürliches, instinktives Verhalten.
Was bewegt einen Hund zu jagen?
Es sind die Hormone. Kennen Sie es, wenn ein Mensch von den Hormonen "gesteuert" wird? Denken Sie z. B. an einen verliebten Teenager...
Kein Rankommen, keine vernünftige Argumentation hilft da noch... beim menschlichen Teenager...
Bei unseren Hunden haben wir doch ein paar Möglichkeiten mehr. Denn unser Hund möchte uns gefallen und er möchte es seinem Halter recht machen! Manchmal weiß er nur einfach nicht, wie, und uns fehlen einfach die richtigen "Argumente" (Signale).
Als Welpe schon fragt sich der Hund sehr oft: "Ist das richtig, was ich hier mache? Ist das so okay?" Er lernt und er testet aus, um Antworten zu bekommen.
Viele von uns übersehen die fragenden Blicke und der Hund fühlt sich irgendwie allein gelassen.
Diese Fragen können wir ihm aber auch noch im Alter beantworten.
Wie auch wir, versucht der Hund sich seinen Alltag so angenehm wie möglich zu gestalten; er möchte kommuninizieren, er möchte Bestätigung erhalten. Und auch er möchte Spaß haben und sich gut fühlen.
Einige haben einen Hund aus dem Tierschutz adoptiert. Vielleicht stand in dessen Charakterbeschreibung, dass er ein sehr menschenbezogener, pflegeleichter Hund ohne Jagdtrieb ist?!
Und kaum ist er hier, jagt der Kerl, oder auch das Mädel, was das Zeug hält!
Aber woran liegt das? Da es zum Beispiel in südeuropäischen Ländern eigentlich kaum Wild gibt, liegen die Ur-Instinkte bei manchen Hunden brach. Oder der Hund konnte seinem Instinkt bisher nicht folgen, weil er lange eingesperrt war, ihm fehlten die Möglichkeiten.
Unsere Umwelt ist voll von Wilddüften und die Reize werden geweckt.
Was nun?
Suchen Sie sich eine Hundeschule oder einen Trainer, dem dieses Problem bekannt ist und der mit der Problematik umzugehen weiß.
Denn es gibt Unterschiede im Jagdverhalten.
Manche Hunde nehmen Reissaus, sobald sie nur ein Kaninchen sehen, oder auch einen Jogger, oder ein Auto, oder einen Vogel... Die Gründe für dieses Verhalten sind so unterschiedlich wie die Hunde selbst!
Manche Hunde gehen gern stöbern, dass heisst, sie schnüffeln intensiv im Unterholz neben den Wegen oder gern auch etwas weiter weg.
Oder aber Ihr Hund rennt stark wedelnd, die Nase am Boden über eine Wiese? Oder er buddelt wie wild riesige Löcher in Feld und Wiese.
Für den Menschen nicht erkennbare Reize liegen am Boden oder in der Luft und
Ihr Hund kennt plötzlich seinen Namen und auch Sie nicht mehr.
Kennen Sie dieses Verhalten? Dann seien Sie sich gewiss:
Ihr Hund ist auf der Jagd - er ist in seinem Element.
Grundsätzlich spräche nichts dagegen, wenn der Hund dieses Verhalten zeigt, es ist seine Natur. Allerdings lebt er nicht in der freien Wildnis und muss sich sein Futter besorgen. Die meisten Hunde leben in Städten und der geneigte Nicht-Hundehalter ist nicht erbaut, wenn Garten, Wald und Feld oder auch die Stadtparkwiese als Jagdrevier des Hundes herhalten muss.
Aber vor allem bringt der Hund sich und andere in Gefahr.
Er rennt blindlinks über die Straße, weil das Kaninchen, die Katze oder der Ball eben genau diesen Weg eingeschlagen hat: Das nächste Auto kann vielleicht nicht mehr rechtzeitig bremsen, oder er erschreckt Verkehrsteilnehmer und bringt so vielleicht einen Fahrradfahrer zu Fall.
Häufig bleibt ein Hund bei seinen Streifzügen an Hindernissen hängen und verletzt sich dabei schwer.
Die Gefahren sind oft auf Anhieb nicht erkennbar - aber ein unkontrolliertes Jagdverhalten ist in unseren Regionen nicht nur unerwünscht (denn auch Rehe und Vögel wollen ungestört leben) sondern vielerorts verboten (Leinenzwang).
Das große Ziel, einen jagenden Hund ohne Leine laufen lassen zu können, ist ein weiter Weg.
Egal, welches Jagdverhalten Ihr Hund zeigt: Sie können viel dafür tun, dieses Verhalten zu kontrollieren.
Genetik kann man nicht aberziehen! Aber man kann Jagdverhalten umlenken, so dass Sie und auch Ihr Hund glücklich leben können und jede Menge Spaß GEMEINSAM erleben.
Jeder Hund lernt gern und jeder Hund kommuniziert gern.
Warum machen wir uns diese Bedürfnisse nicht einfach zu Nutze? So können wir uns auch die Leidenschaft unseres Hundes zum Freund machen!
Wir gehen gemeinsam auf die Jagd!
Natürlich ist diese Aufforderung nicht wörtlich zu nehmen. Es handelt sich hierbei um die Aufforderung, gemeinsam mit dem Hund spielerisch sein Verhalten zu lenken.
Voraussetzung ist hierbei ist Ihre Konsequenz und Grundgehorsam Ihres Hundes.
Kommandos/Signale wie: "Zurück", "Hier", "Sitz", "Platz", "Bei Fuß" und "Bleib" sind Dinge, die jeder Hund beherrschen kann.
Anstatt diese Signale nun aber negativ zu behaften, sollten wir sie positiv bestärken. Nur dann führt ein Hund diese Signale gern und zuverlässig aus, weil er weiß, dass er dafür belohnt wird. Mit entsprechender Entlohnung arbeitet jeder Mensch und jeder Hund viel motivierter.
Aber das allein reicht einem Hund mit Jagdleidenschaft nicht aus. Ein Jagdhund setzt für sein Leben gern seine Nase ein, um sein Ziel zu erreichen. Und so nutzen wir diese Leidenschaft! Wir nutzen sein Riechorgan, um gemeinsam mit ihm zum Ziel zu kommen.
Es gibt die Möglichkeit vieler verschiedener Nasenspiele. Z. B. die Leckerliesuche zwischendurch. Das kann man jeder Zeit prima unterwegs machen. Zum einen ist der Hund abgelenkt und zum anderen erlebt er damit schon kleine Erfolgserlebnisse. Man kann ihn auch Dummys oder verschiedene Objekte, wie Schlüssel, Feuerzeuge, etc suchen lassen.
Der Sucherfolg wird belohnt (z. B. mit der sogenannten Futtertube)
Hierzu sollten Sie sich aber an eine geeignete Hundeschule wenden. Mittlerweile gibt es ein paar Hundeschulen, die die ZOS (Ziel- Objekt- Suche) anbieten.
Auch das Mantrailing bietet tolle Möglichkeiten, dass unkontrollierte Jagen in ein kontrolliertes Verhalten umzulenken. Es muss ja nicht gleich der Malteser-Hilfs-Dienst oder das Deutsche Rote Kreuz sein, dem man sich anschließt. Inzwischen bieten viele Hundeschulen das Mantrailen auch "Just for Fun" an. Hund und Herrchen arbeiten zusammen. Das schafft eine enorme Bindung. Jeder Hund / Jede Rasse ist für diese Arbeit geeignet, selbst körperlich beeinträchtige Hunde haben Spaß daran, da sie hierzu nur ihre Nase einsetzen müssen. Der Hund bleibt an der Leine und kann dennoch seinem Instinkt folgen.
Die Fährtenarbeit ist eine weitere Alternative, um das unkontrollierte Jagen in kontrollierte Arbeit mit dem Hund umzulenken. Bitte suchen Sie sich auch hier eine geeignete Hundeschule oder einen Trainer, der Ihnen diese Arbeit gezielt zeigen kann.
Ihr Hund spielt gern Ball und bringt diesen auch zuverlässig zu Ihnen zurück? Eine gute Voraussetzung, denn der Apport ist eine kontrollierte Arbeit am jagenden Hund. Setzen Sie den Ball oder das Lieblingsspielzeug als Belohnung ein.
Die vorgenannten "Arbeiten" werden nicht nur Ihrem Hund Freude und Erfolgserlebnisse bereiten.
Schauen Sie doch einfach mal ins Internet, welche Hundeschulen in Ihrer Nähe diese Kurse anbieten.
Wenn ein Hund nur darf, wenn er soll, aber nie kann, wenn er will,
dann mag er auch nicht, wenn er muss.
Wenn er aber darf, wenn er will, dann mag er auch wenn er soll,
und dann kann er auch, wenn er muss.
Denn Hunde, die können sollen, müssen wollen dürfen.
(Autor unbekannt)