Tag 7

Samstag 31.5.2013... der vorletzte Tag!

 

Heute war der Tag, der uns alle an unsere Grenzen bringen sollte, und von dem wir froh waren, dass er erst am Ende unseres Aufenthaltes kam, und der so wichtig ist, um sich immer wieder vor Augen zu halten, wie wichtig Tierschutz ist.

Der Himmel war schon morgens grau und es sah gefährlich nach Regen aus. Frühstücken konnten wir aber noch auf der Terrasse, danach ging es zum Tierheim. Wir wollten heute unsere ausreisenden Tiere zum Tierarzt begleiten: Impfen, chippen und die letzte Untersuchung. Außerdem sollten Mini und Benji kastriert werden, sozusagen als Abschiedsgeschenk von Pro K an SOS Animales.

Wir sind mit dem ersten Wolkenbruch beim Tierheim angekommen, aussteigen war erst mal nicht drin. Als es etwas nach lies, sind wir aus dem Auto geklettert. Gabi ist von außen um das Tierheim gekraxelt, zu den äußeren Zwingern und hat unseren restlichen Käse, Grissini und Brot an die Hunde verteilt, die immer zu kurz kommen. Wir anderen 3 sind ins Tierheim gegangen. Bea hatte eine große Tüte mit Salamiwürfeln dabei, die wurde ihr gleich von Aja geklaut….war ja klar, dass das nicht gut gehen konnte. Es goss immer wieder wie aus Eimern.

Gerade angekommen kam ein Anruf von Margo, wir dürften auf keinen Fall in den Welpenraum gehen, der kleinen Michelle gehe es sehr schlecht, Verdacht auf Staupe und wir müssen gleich mit beiden zum Tierarzt. Wir haben Michelle schon durch die geschlossene Tür wimmern hören.

 

Die anderen Hunde waren durch das schlechte Wetter aus dem Freilauf unter dem Dach versammelt und so war es dementsprechend wuselig und eng.

Kaum war Margo da, haben wir Michelle und ihre Schwester Nadine in die Transportbox gelegt und sind zum Tierarzt, Dr. Nikolai,  gefahren. Bärbel und Bea sind mit Margo gefahren, Gabi und Anke blieben im Tierheim. Die Fahrt durch die Schlaglöcher war schlimm und wir waren froh endlich beim Tierarzt zu sein. Dort angekommen wurde gleich ein Ultraschall gemacht: Die kleine Maus schrie vor Schmerzen. Nach der Blutuntersuchung kam sie sofort in den OP. Nach 10 Minuten die schlimme Nachricht, die Milz war gedreht, beide Nieren gequetscht, sie hatte schon sehr viel Blut verloren. Der Tierarzt meinte, man  hätte sie so schlimm getreten, dass fast alle inneren Organe verletzt waren. Leider konnte er sie nicht mehr retten und hat sie eingeschläfert.

 

Ihre Schwester wurde auch untersucht, ihr ging es körperlich gut, auch die Blutuntersuchung war i. O. Wie es in ihrer kleinen Seele aussah, vermochte niemand ahnen.

Der Tierarzt übergab uns die kleinen Michelle, eingewickelt in Folie, und traurig sind wir mit ihr und ihrer Schwester wieder zurück zum Tierheim gefahren.

 

 

Als zusätzlichen Passagier hatten wir dann noch eine kleine schwarze Katze, diese wurde am Tag zuvor beim Tierarzt abgegeben. 

 

Am Tierheim angekommen mussten wir den anderen die Nachricht überbringen. Gabi nahm das kleine Bündel und hat es mit Sneja in die Kühltruhe gelegt. Einmal in der Woche kommt ein Wagen der Abdeckerei und holt die verstorbenen Tiere ab.

Kurz darauf sind wir wieder zum Tierarzt aufgebrochen. Diesmal kamen Berta, Mini, Micky, Benji und unser Floh mit. Gabi, Anke und Bea waren wieder dabei, Bärbel wollte im Tierheim bleiben. Wir haben nicht geahnt, dass wir uns erst am späten Nachmittag wieder sehen

In der Tierklinik angekommen, musste Mini als erstes dran glauben, sie wurde kastriert – nach ca. 20 oder 30 Minuten stand sie schon wieder auf ihren kleinen Beinchen

Dann wurde Berta untersucht, geimpft, der Chip wurde überprüft und ihr Bein wurde geröntgt.

Die Platte im Bein sieht sehr gut aus, der Bruch steht einwandfrei, alles in Ordnung und Berta ist fertig. Micky ist der nächste, impfen, chippen, untersuchen….der Ausreise steht nichts im Wege

 

Nun soll Benji für die Kastration vorbereitet werden. Gabi holt ihn aus dem Wagen und beim Herausheben schreit der arme Kerl vor Schmerzen. Bea hatte schon ein Deja-vue vom Vormittag….. Er kam sofort auf den Untersuchungstisch, Ultraschall wurde gemacht und der komplette Bauch war aufgetrieben, es musste eine Punktion erfolgen, um festzustellen, ob der Bauchraum voller Wasser war.

Nun bekamen wir es alle mit der Angst. Er bekam einen Einlauf, und Gabi ging im strömenden Regen mit ihm auf die Wiese. Dort kam aber nur die Einlaufflüssigkeit wieder zum Vorschein. Die Blutuntersuchung zeigte eine Anämie und  schlechte Leberwerte. Was war los mit dem gestern noch so munteren Kerlchen??? Der Tierarzt meinte, wir müssten noch in eine andere Klinik fahren, dort könnte er noch genauer untersucht werden. Vorher wurde aber unsere Floh noch untersucht und gechippt.

Mini war in der Zwischenzeit wieder fit und wir sind mit allen in die nächste Tierklinik gefahren.

Gabi und Margo sind mit Benji zur Untersuchung, Anke hat Floh das Gassigehen beigebracht und Bea hat auf Mini aufgepasst. Margo und Gabi kamen ohne Ergebnis wieder, und wir mussten erneut zu Dr. Nikolai fahren, um Benji bis zur Befundung dort zu „parken“, denn die anderen Patienten mussten wieder zurück ins Tierheim. Margo hat in der ganzen Aufregung des Tages noch eine Ausfahrt verpasst und musste wenden. Dann, vor der Klinik hat Benji seinen Mageninhalt wiedergegeben und die Ursache seines enormen Laibumfanges präsentiert. Unmengen von Brot…. Im Tierheim geklaut: Was alles in so einen kleinen Körper passt …??!??? Er hat alles ohne zu kauen verschlungen.
In der Tierklinik ging es ihm dann schon wesentlich besser, er sollte aber noch 2 Stunden zur Beobachtung bleiben.

 


Auf dem Rückweg haben wir noch über einen kleinen Yorkshire-Terrier gelacht. Als wir an der Kreuzung halten mussten, lag auf der Straße ein Schäferhund, er musste Sekunden vorher angefahren worden sein. Margo, Anke und Bea sind sofort aus dem Auto gesprungen, um zu helfen, auch wenn dieser schöne Hund bereits tot schien. Er hatte schwerste Verletzungen der Beine und vor allem des Kopfes, aber er war tatsächlich wach. Diesen Ausdruck in seinen Augen werden wir nie vergessen: Es war kein Schmerz, es war die blanke Angst; und das hat uns fast zusammenbrechen lassen und uns alle tief betroffen. Margo rief sofort, nehmt die Hunde zu Euch nach vorne: denn wir mussten den schwerverletzten und stark blutenden Schäferhund sofort in den Kofferraum legen. Anke hielt den Kopf und streichelte ihn sanft, um ihn und vielleicht auch sich selbst zu beruhigen. Margo ist halsbrecherisch zurück zur Tierklinik gerast. Dort angekommen war er aber schon verstorben.  Die Tierärzte konnten ihm nicht mehr helfen. Die Regenbogenbrücke hat an diesem Tag (mindestens) zwei neue Bewohner bekommen, und wir trösteten uns damit, dass der Schäferhund nun auf die kleine Michelle aufpassen kann. Der Besitzer war mittlerweile auch angekommen und völlig aufgelöst. Margo überreichte ihm das Halsband und wir fuhren schweigsam und gedankenverloren zum Tierheim.

Auf dem Weg dorthin tobte immer noch ein schweres Gewitter; es kam ein Anruf, dass im Tierheim der Strom ausgefallen sei, ob wir Kerzen mitbringen können. Die Schlaglöcher auf dem Weg waren mittlerweile sehr hoch mit Wasser gefüllt und es goss weiter in Strömen – so als weinte der Himmel mit uns um die armen Seelen. Zurück im Tierheim haben wir uns nur noch um die ausreisenden Hunde gekümmert, uns verabschiedet und sind zurück zum Hotel gefahren. Unser Leihwagen musste zurückgegeben werden.

Den Abend haben wir im Restaurant im Hotel beendet, mit viel Alkohol, vielen Tränen, aber auch einem ganz neuen Bewusstsein.

Die Arbeit, die Margo täglich leistet, ist nicht in Worte zu fassen