2016 unsere Anfänge in Rumänien...

Im Dezember 2015 trafen wir Aurelian Stefan, einen rumänischen Tierarzt, den Gabi und Bea schon im

Frühjahr 2015 kennen- und schätzen lernen durften, in Dortmund zu einem gemeinsamen Kennenlernen.

An dem Tag entstand der Plan, eine eigene Pro-K- Kastrationsaktion durchzuführen und zu begleiten:

diesmal mit mehrköpfiger Frauenpower. Aus dem Plan wurde schnell Realität ...

...und am 21.04.2016 ging es los

1 Stunde vor Abflug erfuhren wir, dass unser Hotel überbucht war und vom Hotel Venezia in das Hotel Parliament umgebucht wurden. Das war uns nach dem ersten Schrecken egal, Hauptsache Betten, fließend

Wasser und ein Dach über dem Kopf. Nach dem Abenteuer „Dominikanische Republik“ hatten Gabi und

Bea keine Lust, erneut in einem Zelt zu schlafen.

Um 12:30 Uhr trafen wir, Anke, Sabine, Bärbel, Steffi, Nina, Sandra (Sani), Gabi und Bea, uns am Flughafen Dortmund. Der Flieger hatte eine Stunde Verspätung, somit haben wir uns in der Sonne auf das, was auf

uns zukommen kann, eingestimmt. Das Einchecken ging sehr zügig, wir hatten nur 3 Koffer, die Hälfte davon waren voll mit medizinischem Equipment für Aurelian, und der Rest Handgepäck. Chic ausgehen

wollten wir ja sowieso nicht…

Um 15:20 Uhr war es dann soweit, der Flieger hob mit Ziel Bukarest ab. Nach 2,5 Stunden Flug waren wir nach zügiger Landung, Sani hatte noch am nächsten Tag Ohrenschmerzen, am Ziel. Dort empfing uns

schon Ruth, und Aurelian wartete mit dem RAR-Bus auf uns. Nach einer herzlichen Begrüßung nutzten wir die 45-Minuten-Fahrt, um die nächsten Tage kurz zu besprechen und uns mit rumänischen Bedingungen

vertraut zu machen. Ein ehemals kommunistisches Land, das uns sehr mit seinen prunkvollen Bauten und überfüllten Straßen beeindruckte.

Im Hotel wurde eingecheckt, kurz das Zimmer inspiziert, die wenigen Sachen in die Schränke verstaut und dann auf ins nächste Restaurant. Es war mittlerweile 21 Uhr Ortszeit und wir hatten einen Bärenhunger.

Im benachbarten Marriott Hotel, in dem wir wie Außerirdische in unserem Pro-K-Outfit neugierig beäugt wurden, der erste Erfolg: Kugelschreiber des Restaurants als Preise für unser Glücksrad. Gestärkt und gut gelaunt konnten wir den nächsten Tag kaum erwarten.

22.4.2016

Jetzt ging´s endlich richtig los. Nachdem wir uns alle um 7 Uhr zum Frühstück getroffen haben, starten wir

pünktlich um 8 Uhr mit Aurelian zu unserem Einsatzort Lipia. Das Dorf liegt ca. 1 Stunde Autofahrt außerhalb von Bukarest. In dieser ländlichen-idyllischen, aber armen Gegend leben Dana Mares und Sandra Pfaffinger. Die beiden engagieren sich schon lange im Tierschutz, sie verhandeln mit den örtlichen Behörden, sie kämpfen unermüdlich gegen die Hundefänger von Rumänien und betreiben Präventivmaßnahmen, in dem sie die Bevölkerung – insbesondere die nächste Generation – die Kinder Rumäniens – aufklären.

Beide verfolgen mit Herzblut das gleiche Ziel wie Pro K:

Nur Kastrationen von Straßentieren kann die Population eindämmen.

In Lipia, wie überall in Rumänien, leben viele Roma, die ärmsten der Armen. Die Menschen dort können

häufig weder lesen noch schreiben, besitzen wenig, aber oftmals viele Hunde und Katzen, sie können sich,

wie viele Rumänen, eine Kastration nicht leisten. 

Auf unserem Weg nach Lipia machen wir einen kurzen Abstecher zu „Hope“, der mobilen Kastrationsklinik – ein umgebauter Krankenwagen aus Deutschland, der RAR ermöglicht, kleinere Kastrationsaktionen und

Behandlungen auch in entlegenen Dörfern durchzuführen. Dort laden wir unsere Sachspenden um, die dank TCL/Frank Goralski bereits vor 2 Wochen auf dem Landweg in Craiova, dem Hauptsitz von RAR, unversehrt eingetroffen sind.

Im Dorf angekommen werden wir bereits von vielen Zwei-und Vierbeinern empfangen. Es stehen schon

einige Kennel mit Hunden und Katzen bereit; Straßenhunde, die bereits am Vortag eingefangen wurden,

sowie Einheimische mit ihren Hunden und Katzen der umliegenden Nachbarschaften, die dem Aufruf von

Dana gefolgt sind, um hier ihre Tiere kostenlos kastrieren zu lassen. Wir sind auf Anhieb begeistert von der

Örtlichkeit. Es ist ein geräumiges Haus mit 4 Zimmern und einem großen Eingangsbereich.

Der örtliche Tierarzt überlässt einmal im Monat den Tierschützern für Kastrationsaktionen dieses für rumänische Verhältnisse sehr komfortable Haus – mit Strom und fließendem Wasser. Da es traumhaft schönes Wetter ist, erfolgt die Anmeldung draußen vor dem Haus.

Drinnen wird schon fleißig gearbeitet. Miruna, eine Tierärztin, hat mit Hilfe von Ruth schon einige Katzen und Hunde kastriert. In der Vorbereitung sind Anda und Andreji mit der Anästhesie beschäftigt. Sobald die Tiere schlafen, werden sie rasiert, intubiert , bekommen das nötige Antibiotika, Entwurmungspräparate und ein Schmerzmittel verabreicht.

Jedes Tier wird mit einer Nummer und der dazu gehörigen Karte in den kleinen Operationsraum gebracht.

Dort werden sie auf dem Tisch an allen 4 Extremitäten fixiert und desinfiziert. 4 kleine OP-Tische stehenz ur Verfügung und alle sind ständig belegt. Die Eingriffe dauern meist nur wenige Minuten:

Das Team ist hervorragend eingespielt und nach kurzer Einweisung sichert die tatkräftige Hilfe durch Sani, Anke und im Wechsel Nina einen reibungslosen Ablauf.

Alle Tiere werden durch eine kleine Tätowierung gekennzeichnet und nach der OP in die „Recovery-Einheit“ gebracht.

Dort erfolgt die Nachsorge: In dem sehr warmen Raum liegen die Tiere dicht beieinander, sie werden durch Steffi und Sabine und Flavia, einer wissbegierigen und sehr tierlieben Schülerin versorgt: Extubieren,

ständige Kontrolle der Temperatur, Verabreichung von Floh- und Zeckenmitteln, und wenn nötig, Krallenschneiden- und Fellpflege.

Bei langhaarigen Hunden ist das leider oft sehr nötig.

Wenn die Tiere wach genug sind, dürfen sie zurück in ihren Kennel, bis ihre Besitzer sie freudig wieder in Empfang nehmen.

Die Straßentiere bleiben zunächst in der Obhut der Tierschützer, um sie für die Nacht unter Beobachtung zu halten. Sie werden am nächsten Tag, putzmunter und mit einer leuchtend roten Ohrmarke versehen, wieder an die Stelle zurückgebracht, an der sie gefunden wurden.

Jeder hatte schnell eine Aufgabe gefunden, es fällt immer irgendetwas an: OP-Bestecke und Instrumente reinigen, kleine und große Unglücke aus den Boxen entfernen, aufgeregte Tiere beruhigen und immer ein Auge auf die Patienten halten.

Während die ersten Tiere bereits wieder aus der Narkose erwachen, fahren Bärbel, Nina und Bea mit Dana und Sandra im Wechsel in die umliegenden Dörfer, um weitere Straßentiere einzufangen. Die Flut schien nicht abzureißen.

Insbesondere ein Welpe erhielt unsere besondere Aufmerksamkeit. Der kleine Mann wurde mit einem doppelten Vorderbeinchen und einem unterentwickeltem und damit blinden Auge gefunden. Trotz seiner

Behinderung ist er ein lebenslustiger kleiner Welpe, der nach seiner bevorstehenden Operation in einigen Wochen nach Deutschland vermittelt werden soll.

Ein weiterer Welpe wurde von Dana und Nina gefunden, er war sehr geschwächt und wurde über Nacht liebevoll aufgepäppelt und konnte am nächsten Tag kastriert werden.

Eine Hündin hatte nach der Narkoseeinleitung Atmungsprobleme, sie wurde nicht operiert und mit dem Verdacht auf Herzwürmer weiter behandelt; da ihre Besitzer sie nicht mehr wollten, stand das nächste Problem an: Wohin mit dieser zauberhaften Hündin? Sandra und Haitske haben ein so großes Herz…

Ein anderer Hund erlitt auf dem OP-Tisch einen Herzstillstand und wurde von Aurelian und Ruth sofort reanimiert. Ihm ging es anschließend wieder sehr gut, alle waren erleichtert und beeindruckt von der Professionalität, mit der die Tierärzte trotz der Masse an Tieren den Überblick behielten.

Am Nachmittag war das Kontingent für den Tag geschafft: 54 Hunde und Katzen können sich nicht mehr vermehren.

 

 

Nachdem wir das Hotel gegen 16:30 Uhr erreicht haben, Rush-hour in Bukarest, haben wir uns auf die Terrasse gesetzt, Kaffee getrunken und den Tag sacken lassen. Wir hatten durch unsere unterschiedlichen

Tätigkeiten viele verschiedene Eindrücke gewinnen können. Danach war die Dusche das allerwichtigste!!

Anschließend ließen wir den Tag in der Altstadt von Bukarest zu Ende gehen und freuten uns auf den nächsten Tag.

23.4.2016

Aurelian holt uns wieder pünktlich um 8 Uhr ab. Es ist Samstag und sogar in Bukarest zu der Uhrzeit noch relativ ruhig auf den Straßen. Er fragt uns, ob wir etwas mehr von der Umgebung sehen wollen…. klar wollen wir! Also fuhren wir eine andere Strecke nach Lipia. An einem Kreisverkehr, die gibt’s da massenhaft, direkt an einer vielbefahrenen Schnellstraße, entdeckt Bea einen Hund, der immer wieder auf die Straße läuft. Kaum hat sie es ausgesprochen, hält Aurelian schon am Straßenrand und rennt zwischen

den Autos über Straße zu einem anliegenden Shop. Der Hund springt immer wieder an ihm hoch, und somit hat er den Hund schnell auf dem Arm. Aurelian spricht mit dem Reifenhändler und kommt dann mit

tierischer Begleitung zurück zum Auto. Er erzählt uns, dass der Hund dort vor einer Woche aus einem Auto heraus ausgesetzt wurde, der Betreiber des Shops am Kreisverkehr ihn aber auf keinen Fall haben möchte.

Also kurze Besprechung, was nun zu tun sei. Ganz klar, er muss mit, wird kastriert, und dann…..???? Auf gar keinen Fall wieder auf die Straße, er ist offensichtlich ein Haushund, ca. 6 Monate alt. In ein Tierheim,

in die Tötung? Der junge Mann stolpert sofort mit ganz großen Schritten in all unsere Herzen und somit steht gleich fest, der erste von Pro K gefundene Hund muss ein Pro K – Hund bleiben!

Es gab prompt verschiedene Vorschläge und Möglichkeiten für seine Zukunft, aber er muss ja erst ausreisefähig sein, somit sind es noch gut 3 Wochen Zeit…

Wir fuhren hoch motiviert weiter nach Lipia; schließlich warteten dort noch mehr Kandidaten auf unsere Hilfe.

In Lipia angekommen war es noch voller als am Tag vorher. Ein Ehepaar hat gleich 15 Hunde gebracht. Auf Nachfrage erfuhren wir, dass es sehr tierliebe Roma sind, die ausgesetzte Hunde retten. Einige sehen sich

allerdings so ähnlich, dass davon auszugehen ist, dass es nur ein Bruchteil ausgesetzter Hunde war, der Rest hat sich munter vermehrt. Insgesamt haben sie wohl 40 Hunde! Aber sie sind gekommen und das lässt hoffen.

Katzen sind nicht ganz so viele wie am Vortag, aber es werden im Laufe des Vormittags auch deutlich mehr. Wir verteilen uns auf unsere Arbeitsplätze, unser Findelkind kommt in einen Kennel und wartet auf

seine OP. Sobald eine von uns an den Kennel kommt, freut er sich ohne Ende. Wir machen alle Aufnahmen und posten ihn schon mal vorsorglich auf Facebook. Steffi macht ebenso Fotos und schickt sie ihrem Mann….. Gegen Nachmittag steht fest, unser Findelkind wird Düsseldorfer. Erst als Pflegehund und wenn es mit der eigenen Hündin klappt, darf er bleiben. Aurelian bietet uns an, dass Mogli, so wird er heißen, bis zu seiner Ausreise die vorgeschriebene Quarantäne in dem kleinen Tierheim von RAR verbringen kann und von ihm vorschriftsmäßig ausreisefähig gemacht wird.

Gabi und Bea freuen sich sehr, als gegen Mittag Pepe Stefan extra vorbeikommt, um das komplette Pro K-Team kennenzulernen. Pepe hilft dann auch gleich Aurelian und Miruna, der Zustrom der Tiere reißt nicht

ab. Wie am Tag vorher, kommen immer mehr neugierige Roma-Kinder zu uns: Sie tragen stolz die am Vortag gespendeten Kleidungsstücke. Die vielen fremden Gesichter und die gelieferte Pizza waren zudem äußerst

interessant. Aurelian gibt ihnen spontan eine Unterweisung zum artgerechten Umgang mit Hunden und wie wichtig Kastrationen sind.

Gegen Nachmittag erschien dann noch Ioanna, eine Rumänin, die ein kleines privates Tierheim betreibt,und bringt weitere 9 Hunde. Somit kommen wir am Ende dieses Tages auf 63 Tiere und damit zusammen

117 Kastrationen. Ein für uns äußerst zufriedenstellendes Ergebnis, das uns stolz macht, erreicht zu haben.

 

 

Nach einem Gruppenfoto mit allen Beteiligten und dem Abschied von Dana, ihrem Team und Mogli, bringt Aurelian uns zurück zum Hotel.

 

Nach Kaffee und Dusche treffen wir Aurelian mit seiner Tochter im Park. Er möchte uns „sein“ Land zeigen und führt uns zu den schönsten Seiten des alten Bukarest; wir erfahren einiges über die Geschichte und später gehen wir gemeinsam in ein typisch rumänisches Restaurant. Dort treffen wir später auch Sandra und Haitske wieder, mit denen wir unsere Erfahrungen austauschen.

Mit Aurelian nutzen wir die Gelegenheit und besprechen mit ihm die weitere Zusammenarbeit von ASNI und Pro K.

Nach dem mittlerweile traditionellem Treffen auf der Hinterhofterrasse unseres Hotels geht’s mit weiteren Eindrücken und vielen Gedanken ins Bett.

24.4.16

Nach zwei sonnigen und warmen Tagen starten wir in Bukarest mit trübem und kühlem Wetter unsere Abreise. Unser Handgepäck und die verbliebenen 2 Koffer sind gepackt, und nach dem Frühstück geht es

mit dem Taxi Richtung Flughafen. Eingecheckt ist zügig und so bleibt noch genug Zeit, die Tage noch einmal Revue passieren zu lassen. Die einstimmige Meinung ist mehr als positiv, es waren gelungene Tage

mit engagierten, lieben Menschen, die sich täglich dem Kampf stellen und solche Aktionen organisieren, 117 kastrierte Tiere, die keinen ungewollten Nachwuchs mehr produzieren und somit viel Leid verhindert wurde, und einem Aurelian mit einem starken Team, den und das wir noch besser kennen- und schätzenlernen durften.

Wir konnten uns erneut davon überzeugen, dass das genau die Art von Tierschutz ist, die wir nun 6 Jahre in Folge erfolgreich betreiben und weiterhin unterstützen wollen.

Der Rückflug startet pünktlich, Bukarest weint zum Abschied, und wir landen auf die Minute genau in Dortmund. Dort haben sich für`s Erste dann auch unsere Wege getrennt. Auch wir haben uns noch intensiver kennen gelernt und somit fällt auch dieser Abschied schwer.

Aber allen ist klar…… Rumänien, wir kommen wieder!

 

Vielen lieben Dank  an Sandra Pfaffinger und Bärbel Spies für die tollen Fotos!